Kirgistan, Kirgisien, Kirgisistan mit dem Birdy und mit Wanderschuhen.
14.08.
Nach einer tollen Reise und einem enspannten Flug sind wir seit zwei Tagen wieder zurück!
Am Blog basteln wir noch etwas weiter. Es macht Freude, die Eindrücke zu sichten und zu teilen.
13.07.2015
Hallo Leute,
morgen früh geht es los. Dorothea ist schon sehr aufgeregt, ich bin noch gelassen. Um 12.50 Uhr geht der Flieger ab München, am
Mittwoch sind wir um 5.05 in Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans (es ist wohl egal was man sagt, haben wir gehört, wir einigen uns auf Kirgistan). Die Räder sind verpackt (Fotos gibts morgen).
In Bischkek verweilen wir ein bis zwei Tage, dann gehts mit dem Bus an den Issik Kul (zweitgrößter See Zentralasiens), wo wir auch
zwei Tage ausspannen. So um den Samstag oder Sonntag radeln wir dann los über Kochkor an den Song Kul. Ein See der auf 3000m Höhe liegt. Dort wollen wir einige Tage bleiben und ein zwei 5
Tausender besteigen (natürlich mit Führer) . Übernachten werden wir in einer Jurte, sofern alles klapp, wie wir uns das vorstellen. Wie es dann weiter geht??? Laßt euch überraschen, wir
wissen es auch noch nicht.
Bis dann!
Rolf mit Dorothea am 13.7.2015
15.07.2015
Nach einem völlig entspannten Flug sind wir um 5 nach Ortseit, das heißt um 1 nach mitteleuropäischer Zeit gelandet. Kein umständliche Ausfüllen eines Zollformulars, Gepäck kam VOLLSTÄNDIG auf dem Band an!! So waren wir schon kurz nach 6 im Hotel, wurden freundlich empfangen, Zimmer hell und sauber, mit Klimaanlage (!). So gut hatten wir es auf unseren Fernreisen bei der Ankunft noch nie.
Die Fahrräder haben den Flug auch im Wesentlichen gut überstanden, nur Rolfs Schutzblech ist etwas kaputt, bei mir war auch was verbogen. Vorder- und Hinterrad hatte sich etwas ineinander verkeilt.
40 Grad in der Stadt, aber viel Grün. Monströse Bauten und kleine Hütten, herrliches Essen in Selbstbedienungslokalen. Wir verbringen den Tag mit schlafen und ankommen..., entspannen.
Do, 16.07.
Wir haben verschlafen!! Und das finde ich gut! War in der letzten Zeit etwas überlastet, angespannt, unausgeschlafen. Wenn wir reisen, haben wir einfach auch Urlaub.
Eigentlich wollten wir schon heute zum Issyk-Kul. Egal. Fahren wir eben morgen früh.
(Dorothea mit Rolf)
Die Stadt wird bewässert, trotz 40 Grad viel Grün.
Wachablösung vor den national wichtigen Denkmal von Manas
Wir entspannen uns in den Parks und in Cafés. Bischkek ist eine freundliche Stadt, in der Touristen wenig Probleme haben. Besonders zu empfehlen: das Restaurant "Edgar" mit gutem bayrischem Bier, lecker Essen und unaufdringlicher Livemusik.
Am nächsten Tag zum westlichen Busbahnhof, von dort soll es zum Issyk Kul gehen.
Busse fahren leider nicht nach Tamtschi und für normale Marschrutkas (Minibusse) haben wir zu viel Gepäck.
Die Lösung findet sich schnell, irgend so ein Privat- Marschrut-Taxi, Preisverhandlungen glücken. Gut, dass ich die Fahrt über OSM und GPS verfolgen kann, sonst wären wir weiter gefahren ....
Am frühen Nachmittag Ankunft am Badestrand!
In Tamtschi am Strand ein kleines Restaurant, wo es fast nichts gibt, auch keine Gäste, aber einen recht annehmbaren Kaffee und nach Vorbestellung auch Eier zum Frühstück und vielleicht auch sonst alles, was wir wollen. Wer weiß?
Die beiden netten Frauen helfen uns, ein preiswertes Taxi direkt vom Strand nach Balyktschi zu organisieren (ca.30 km).
Wir haben absolut keine Lust, diese Strecke mit dem Rad zu fahren, es ist heftiger Verkehr und als Radfahrer ist man nun mal unterste Kategorie.
Aus Rolfs Reisetagebuch
19.07.2015
Ab Balyktschi geht es entlang der A 367, die wenig befahren ist, nach Kochkor. Wir haben Seitenwind der uns ganz schön ausbremst und kommen so nur langsam voran. Der Wind trocknet uns auch aus, das viele Gepäck, mit Zelt, Isomatten, Kochgeschirr, Wekzeug und Allem, verlangt auch seinen Zoll. Die Gegend ist unwirtlich, wenngleich sie Thea gut gefällt. Sie mag das Karge, Weite. Ich sehne mich nach Bäumen und weniger Hitze. 38 Grad ist mir zu viel. Dennoch erreichen wir Kochkor gegen Abend. Erkundigen uns noch beim örtlichen CBT nach einer Übernachtung, die wir zu teuer finden. Ich hab dann auch noch einen Platten im Vorderreifen. Während ich ihn flicke, sucht Dorothea nach einer billigeren Unterkunft und findet mehrere, aber eher unbrauchbare. Wir fahren, nachdem der Fahrradschlauch geflickt ist, gemeinsam in Richtung Innenstadt und werden von einem deutsch sprechendem Mann angesprochen, ob wir eine Unterkunft suchen. Seine Cousine steigt aus dem Auto und freut sich übermaßen, wie sie sagt, wieder mal deutsch reden zu können. Sie war 3 Jahre in Deutschland um dort zu arbeiten. Wir können bei den Leuten für 1000 Som, incl. Frühstück wohnen und erfahren so einige wichtige Dinge über Kirgistan.
Urlan ist gerade Vater geworden und hat daher nicht so viel Zeit. Er kann aber einige Aktionen für uns organisieren, da wir vom Song Kul aus über die Berge nach Kysat wollen und das geht nur mit Pferden.
So erfahren wir, dass studieren in Kirgistan teuer ist und Autos die unter dem Baujahr 2000 eingeführt werden, sehr viel Steuer kosten. So sind derzeit die Japaner die beliebtesten Autos, da die deutschen Autos ab Baujahr 2000 mehr kosten. Kankenversicherung gibt es keine, deshalb ist die Cousine von Urlan nach Kochkor gekommen, da die Untersuchung für die schwangere Frau in Bischkek zu teuer ist. Die Kirgisen mögen die Tadschiken und Usbeken nicht, auch das erfahren wir. Manche Kirgisen sprechen chinesisch, da sie dem Volksstamm der ...... angehören. Das Fargana Tal wurde in einem Krieg vor ca. 10 Jahren von den Usbeken fast ganz eingenommen. Alles in Allem geht es den Kirgisen aber gut.
Urlan schlägt uns vor, uns zum Song Kul zu fahren. Wir wollen aber mit den Rädern über den Pass. Also vereinbaren wir uns in 3 Tagen am Song Kul zu treffen. Spät am Nachmittag kommen wir leider erst los, da Einkäufe und Geldtausch, Zeit benötigen.
Rolf, 20.07.2015
Die Straße Richtung Song Kul, also auch Richtung Naryn, ist gut befahrbar, geteert und wenig Verkehr. Wir fahren bis um halbacht Uhr Abends und suchen nach einer geeigneten Übernachtungsstelle am Fluss. Diese finden wir nach längerer Suche, auch wenn Autos in der Nähe die Stelle einsehen können. Wir essen eine Packung Travelfood, die uns lecker schmeckt, trinken Bier und schlafen wunderbar.
Am nächsten Tag geht es dann zum Pass, den wir aber erst am folgenden Tag überqueren wollen. Bis zum nächsten Dorf noch an der Hauptstraße Richtung Naryn, dann aber Abzweigen zum Song Kul. Noch 50 km, klingt nicht viel. Es geht bergan, das war uns klar. Doch nach 2km gehts wieder bergab, eigentlich schade. Ist halt so. Und dann noch ein Dorf in dem wir einkaufen können. Hunde an der Straße bellen uns an. Der Dogcheaser darf arbeiten und versprengt die Hunde. Nun immer entlang eines Flusses, durch herrliche Landschaft, immer wieder Falken oder andere Greifvögel am Himmel. Schon auch mal Autos und Maschrutkas, die uns überholen, dennoch meist einsam. Wir machen Rast am Fluss, leckere Pferdewurst mit Brot und Gurke und der restliche Käse aus der Heimat. Dann gehts wieder weiter. Das Alles klingt schön und idyllisch, wenn da nicht die Straßenbeschaffenheit wäre. Kein Asphalt ist nicht das Problem, auf Schotter fahren, das tun wir gerne, aber diese ständigen Fahrrillen, das gehopse, immer wieder über Steine, das zermürbt. Thea immer vorne dran, das schwächt mein Selbtwertgefühl, woher nimmt sie die Kraft. Wir fahren und trinken, machen mehr Pause als üblich um bei Kräften zu bleiben. Die Landschaft entschädigt uns zwischendrin wieder. Wir fahren weiter und so wird es langsam Abend. Wir haben keine enormen Höhenmeter gemacht, dennoch sind wir erschöpft. Was solls, der Pass ist sichtbar, es ist halbacht, ein alter Bauernhof vor uns, Thea fragt in russisch ob wir am Fluss unten campieren dürfen, kein Problem. Es gibt Travelfood und die Jungs vom Bauernhof unterhalten uns. Wir können uns im Fluss waschen und sind versöhnt. Ein Bierchen haben wir auch noch dabei. Die Welt ist wieder schön. Um uns herum kahle Berge, grüne Wiesen, ein wunderschöner Bach, Pferde galloppieren herum und sogar Kamele sind beim Nachbarbauern eingetroffen. Was wollen wir mehr.
Unsere Zeltstelle.
Pause!!!
21.07. Dorothea
Das Wetter ist etwas diesig, die Natur trotzdem faszinierend. Aber irgendwann macht es keinen Spaß mehr. Die Birdys sind nicht ideal bei dem Untergrund!
Murmeltier als Ermutigung
Hier konnten wir nach einem Zeltplatz fragen und am nächsten Morgen auch etwas Brot bekommen.
Die Kinder freuen sich über Abwechslung.
Rolf, 21.07.
Es ist Mittwoch und wir sollen den Pass erklimmen um uns am frühen Nachmittag auf der anderen Seite mit Ulan zu treffen, der uns die Unterkunft für die nächsten drei Nächte zeigen wird.
Es geht steil bergauf, steil, sehr steil. Wir werden von weißrussischen jungen Radlern überholt dann auch noch von bekannten Österreichern, die wir zwei Tage zuvo in Kochkor kennen gelernt haben. Ich zweifle an meiner Kondition, aber was sollst, auch ich werde den Berg hinauf kommen. Thea vorne dran, sie wartet immer wieder, hechle ich hinter her und so robben wir uns Höhenmeter für Höhenmeter bergauf. So auf ca 3000 Hm überholt uns Urlan. Er nimmt ein wenig Gepäck mit. Da bin ich nicht zu stolz. Weiter gehts, dummer Weise fängt es Mittags an zu regnen und dann auch noch Wind und wir haben unser Regenzeug und ich meine Daunenjacke dem Urlan mitgegeben. Ich bereue. Wir schaffen dennoch gegen 14 Uhr den Pass und sind überglücklich. Eine Anstrengung sondersgleichen, und das mit einem Faltrad. Es geht bergab, weiterhin Schotterpiste, nicht schön, da es uns so richtig durchschüttelt. Nach einer Stunde und 20 Minuten haben wir jedoch unser Ziel erreicht und treffen Urlan. Er führt uns zu der Jurte, die er für uns gemietet hat. Urlan arbeitet für die Firma Shepards Life. Dort können wir uns die nächsten Tage erholen, und das werden wir auch tun. Urlan hat noch zwei Franzosen bei sich, nette junge Männer und die Österreicher (sie leben in Österreich, Uli und Neil, Sie ist Österreicherin und er Engländer), kommen auch dazu. So verbringen wir einen herrlichen Abend mit gutem Lakman (Nudelsuppe mit Fleisch) dem letzten Bier und reichlich Wodka, den wir aber sparsam trinken da er ein paar Tage halten muss. Auch Kumys haben wir probiert. Mir schmeckt sie gar nicht Thea ist begeistert. Soll aber extrem das Immunsysthem stärken, daher trinke ich eine halbe Tasse voll.
Blumen am Wegesrand entschädigen etwas für die Strapazen
Dorothea: Ich bin sooo stolz, wir haben es geschafft, trotz Regen znd Kälte! Und nach dem Pass kommt sogar langsam wieder die Sonne durch.
Kirgistan, 24.07.2015
Dorothea:
Die Ruhe und die Weite am Son Kul taten mir gut! Mit uns waren viele Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen und ein paar Familien weiträumig verteilt. Nur die kleine 8-jährige Fatima, Tochter "unserer" Familie wusste die Beherbergung von Touristen manchmal etwas zu stark für sich auszunutzen. Sie meinte wohl, wir seien dazu da, ihr die Ferienlangeweile zu vertreiben. Sie kam kuscheln, wollte immer schaun, was wir machen und am liebsten mit dem Birdy umherfahren. Da ihre Beine noch etwas kurz sind, hieß das, das Rad festhalten und immer umher laufen. Aber Zeit zum Entspannen blieb doch.
Die Erkundungsfahrt zum See verlief am ersten Tag verlief nicht ohne Komplikationen. Unsere Jurte war gute 5km vom See entfernt, da war es gut, dass wir die Räder hatten. Nur leider - Rolf hatte wiedermal einen Platten. Für das kurze Stück hatten wir natürlich weder Werkzeug noch Luftpumpe dabei. Na gut, 5 km sind auch schnell zurück gefahren. Ich mach das recht gern. Sehr ärgerlich war aber das Ergebnis beim Schlauchwechsel. Rolf hatte sich zwar neue Reifen aufziehen lassen aber die Werkstatt hatte es offenbar nicht für nötig gehalten, das 10 Jahre alte Felgenband zu wechseln. Das hatte sich angesichts der Wärme-und der Rüttelphasen dann doch lieber in die Mitte der Felge zurück gezogen und Metallfelge und Schlauch verstanden sich nicht so gut. Der Schlauch war aufgeschäuert. Ärgerlich!
Solange Rolf repariert kann ich etwas erkunden. Die vielen Jurten des CBT, die direkt am See stehen, bringen mich zu der Ansicht, dass wir es besser erwischt haben, vielleicht noch mehr richtiges Jurtenleben in der weiten Ebene nahe des kleinen Flusses.
Unsere Gastleute sind nett aber sehr distanziert und das Essen ist sehr sehr einfach. Es gibt sogar ein Magazin (einen "Laden") in der Nähe unserer Jurten und Rolf gelang es am ersten Abend auch, ein Bier dort zu kaufen. Das war allerdings für die nächsten Tage das letzte. Und ob es außer Wodka und Süßigkeiten in dem Laden noch etwas gibt, konnten wir auch bei intensiver Inspektion nicht feststellen.
Informationen über die Nomaden am Son Kul (Dorothea)
Die herrlichen frei herumlaufenden Pferdeherden sind fast ausschließlich Stuten mit Fohlen. Die Stuten werden tagsüber alle zwei bis drei Stunden gemolken, pro Stute werden bei einem Melkvorgang 200 bis 300ml Milch gewonnen. Diese wird zu Kumis vergoren, eine Art Kefir, sehr beliebt bei den Kiirgisen wegen der gesundheitsfördernden Wirkung. Dass Kumis auch etwas Alkohol enthält lässt sich angesichts der Wodkamengen, die im Allgemeinen konsumiert werden, vermutlich vernachlässigen. (Allerdings, zugegeben: wir trafen einige Kirgisen, die KEINEN Alkohol tranken).
Außerdem besitzen die Jurtenbewohner noch Kühe, Schafe und Ziegen. Die Kühe werden früh am Morgen gemolken, vielleicht am Abend noch einmal, das konnten wir nicht beobachten. Immer zu beobachten ist aber die Vormittagsbeschäftigung. Ca. zwei Stunden lang wurde täglich eine kleine Zentrifuge per Hand gedreht, um die Kuhmilch in Sahne und dünne Milch zu trennen. Die Sahne wird zu Butter verarbeitet und die Milch wird auf einem großen wokähnlichem Topf auf dem Ofen erwärmt. Daraus wird eine Art Joghurt, der dann in großen wasserdurchlässigen Säcken trocknet, bis aus der dicken Masse die kleinen harten Käsekugeln gerollt werden können, die hier so beliebt sind. Scheinbar irgendwie als Knabbergebäck. ?? Geheizt wird bei den Jurten natürlich mit getrocknetem Dung. Das riecht nicht immer toll, was wahrscheinlich daran liegt, das der Dung auch mit Sand vermischt ist. Irgendwie rußt das Zeug.
Zu Essen gibt es immer das typische Brot. Es wird zwar immer wieder in Tüten verpackt, trotzdem wird es von Tag zu Tag trockener. An den fast drei Tagen, wo wir am Son Kul waren, hat unsere Familie nicht neu gebacken. Fleisch wird auch äußerst sparsam verarbeitet. Meist war gar keines im Essen. Interessant die Frühstücksvariationen. Mal gab es Weißkrautsalat mit ein paar Möhren, Gurken und Tomaten, mal einen relativ dünnen Griesbrei und bei der Jurtenfamilie im Gebirge, wo wir die letzte Nacht verbracht haben gab es Buchweizen und einen kleinen Salat dazu. Reichlich wird dünner schwarzer Tee ausgeschenkt und auf dem Tisch stehen immer kleine Schalen mit Varenje, das ist dünne Konfitüre, selbstgemacht. Ich glaube, alle russich geprägten Völker tun sich die gern in den Tee.
Das Schlafen in der Jurte ist herrlich. Wir haben unsere Isomatten und Schlafsäcke genutzt. Es gibt sonst aber Matten und warme bezogene Decken. Tagsüber ist die Jurte oben offen, abends wird über die Öffnung auch Filz geschoben. So bleibt die Wärme drinnen. In jeder Jurte steht auch ein Eisenofen. Meist stehen zwei Jurten nebeneinander, eine davon ist sozusagen Gästejurte, also für Touristen. Neben den Jurten steht meist noch ein Blechhaus, das ist mehr Küche und Arbeitsraum, kann aber auch als Schlafraum genutzt werden, wenn beide Jurten für Touristen gebraucht werden.
Wir haben auch Regen am Son Kul und in den Bergen erlebt aber der war jeweils nicht sehr ergibig. Dass es dann etwas in die Jurte hinein tropft, wird in Kauf genommen. Oft ist oben auch ein Stück Folie, das meiste Wetter hält aber offenbar der dicke Filz ab. Er sorgt auch dafür, dass es tagsüber in der Jurte nicht zu heiß wird und abends eben nicht zu kalt.
Der Fußboden ist ausgelegt mit dicken Teppichen, zum Teil auch mit Fellen zum Sitzen.
Hier noch ein kleines Viedo über: Galoppierende Pferde am Song Kul.
25./26.07.2015
Weiter mit Pferden und wieder Übernachtung in einer Jurte - nach Kysart.
Rolf, Samstag 25.7.15
Wir verlassen den Song Kul. Stehen früh auf, die mit Ulan vereinbarte Pferdetour über den Pass in Richtung Kysart soll um 10 Uhr beginnen. Wir warten, keiner kommt. "Hat Ulan es doch nicht auf die Reihe gebracht, für die 15000.- Som die Pferde mit Führer zu organisieren?" Thea fährt mit dem Rad auf den Berg, von dem aus man angeblich Handyempfang hat. Ich warte, vertreibe mir die Zeit mit lesen.
Es ist 11.15 Uhr und die Kinder rufen, schau schau, jemand für dich. Na wunderbar, die Pferde mit Führer, wer hätte das gedacht. Jetzt noch warten auf Thea, die auch bald kommt.
Es geht los. Wir fahren mit den Rädern, die Pferde tragen unser Gepäck, der Führer zeigt wo es lang geht. Über Stock und Stein reiten unsere Birdys problemlos dahin. Die drei Löcher im Schlauch vom Vortag sind nicht zu bemerken.Nach einer Stunde frage ich einen der Reiter, ob er Lust hat zu tauschen. Eigentlich nur so im Spass, aber er will. Ok, so komme ich zu meiner ersten "freien" Pferdetour in meinem Leben. Es macht Spass ohne Ende. Sogar galoppieren klappt. Was wollen wir mehr. So kommen wir gut voran, zumindest am See. Dann geht es aber doch bergauf und die Birdys müssen von den Pferden geschultert werden. Sieht lustig aus, klappt aber, wenigstens den Berg hinauf. Auf der anderen Seite geht es steil bergab und einer der Führer entscheidet sich doch, das Rad zu nehmen, das andere nimmt Dorothea und der andere Führer, der 13 jährige Oross, reitet mit mir den Berg hinab. Nach insgesamt 8 Stunden auf Pferd und Rad und bei 35 Grad Hitze haben wir die nächster Yurte erreicht. Dort treffen wir auf tschechisch/slowakische Wanderer, die ebenfalls in Kirgistan unterwegs sind.
Bei einem leckeren, einfachen Abendessen und reichlich Tee, klingt der Abend dann aus. Zu unserer Überraschung hat die Yurtenbesitzerin, während wir in der Essyurte waren, die Betten für alle absolut liebevoll überzogen, so dass wir heute mal nicht im Schlafsack schlafen müssen. Das ist Kirgistan.
Wer Lust hat, mal zu sehen, wie so ein kleines Birdy im Tien Shan lustig übers Gras hüpft, kann das hier tun.
Norayo ist 14 und spricht etwas englisch. Sie schenkt uns immer wieder Tee ein.
Rolf, Sonntag, 26.07.15
Wir reiten weiter mit unseren Pferdejungs, in Richtung Kysart (die nächste Besiedlung). Wieder wie am Vortag. Zwei auf den Rädern, zwei auf den Pferden. Klappt alles prima. Es geht ja bergab. Die Birdys halten gut durch. Diesmal sitze ich auf meinem und Thea auf ihrem Rad. Wir sind schneller als die Jungs auf den Pferden. Nach einer Stunde gibts sogar einen Weg, oder eine Art Straße zu befahren, herrlich. Leider platzt ein altes Loch im Schlauch bei meinem "Egon" , so nenne ich mein Fahrrad, wieder auf und wir flicken. Es geht aber weiter. Zwischen drinnen haben wir mit den Jungs mal wieder getauscht, jetzt sitzen wir aber wieder auf unseren Rädern. Nach 6 Stunden treffen wir schließlich in Kysart ein und warten auf die Pferdeführer. Es ist sehr heiß, ca. 38 Grad, schätze ich, obwohl es mir sogar noch wärmer vor kommt.
Ein alter Mann kommt des Weges, gebückt von Osteoporose, wir grüßen höflich mit unserem obligatorischen "Salam Aleikum". Er grüßt zurück und will wissen woher wir kommen. Thea kann mit ihren Russischkenntnissen ins Gespräch kommen mit dem alten und so werden wir, wie so oft auf einen Tee und Kymis eingeladen. Eine herrliche Begegnung. Der Mann ist sehr interessiert in Politik und kennt sogar unsere Kanzlerin. Seine Kymis schmeckt gut, ich kann sie mittlerweile sogar ohne Ekel (vorallem wenn man sieht wo die dinnen ist und man weiß, dass es gegorene Pferdemilch ist die sehr sauer schmeckt) trinken. Das nenne ich weltoffenen Magen. Dorothea ist da härter im Nehmen, der graut vor gar nichts, die isst alles was ihr angeboten wird und sie hat nie Probleme, ich aber derzeit auch nicht.
Die Jungs sind nun eingetroffen und haben uns schon gesucht. Sie bringen uns noch zu einer Art Unterkunft (Gastiniza). Eine junge Frau emfängt uns, sie spricht sogar gutes Englisch. Von den Jungs und den Pferden können wir uns nun verabschieden, ein Trinkgeld gibts natürlich auch für Jeden (1,30 Euro). Da freun sie sich und setzen es gleich in Cola und Fanta um, so was gibts bei denen zweimal im Jahr.
Wir werden in unsere Gastiniza eingewiesen. Es handelt sich um einen Neubau, der aber noch nicht fertig ist. Das bedeutet, kein Klo und keine Dusche, aber ein Bett, frisch bezogen. Was solls, auch gut. Wir bekommen sogar einen Schlüssel um Abends abzusperren. Unsere Dusche bauen wir uns, wie so oft, selber. Dazu wird der 4l Wasserbeutel mit warmem Wasser gefüllt und irgendwo hinter dem Haus aufgehängt. Aus der Zeltunterlage bauen wir uns noch eine Schamwand und los gehts. Zuhause kannst du nicht besser duschen. Das Klo ist wie immer, ein Loch im Boden, drum herum einer Bretterwand, zum Draufstellen um das Loch noch ein paar Bretter, fertig.
Die Küche im Haus ist natürlich auch noch nicht fertig, also wird unser Benzinkocher bemüht. Trotz allem können wir den Tag zufrieden abschließen. Es ist heiß, auch nachts, obwohl wir auf einer Höhe von über 1000m liegen. Die Dörfer wirken trist auf mich und sehr sehr einfach. So hat man in Deutschland wohl nach dem Krieg gelebt. Dennoch ist ein gewisser Aufbruch erkennbar. Die Menschen sind liebevoll und als Tourist muss man sich in Kirgistan vor nichts fürchten. Ich erlebe vielerorts überschwängliche Herzlichkeit, ja ich kann sagen, ich fühle mich wohl hier.
Dorothea 27.07.2015
Am nächsten Tag ist zu unserer Überraschung die Straße nach Tschaek größtenteils geteert. Es hätte eine schöne Fahrt werden können. Fast kein Verkehr. Aber Rolfs Rad wollte nicht. Gleich am Morgen wieder Flickaktion, und das dann alle drei, vier Kilometer!!! Es kann doch nicht sein, dass wir zu dumm zum Flicken sind!!! Immer wieder kommt irgendwo am Flicken Luft durch! Und dann ist es brütend heiß. Irgendwann kommen wir mit Halbplatten in Tschaek an, lassen uns die Sache noch mal vom Vulkanisator machen. Aber der macht auch nichts anderes, ist ja eigentlich auch für Autos da. Er nimmt unseren Flicken. Bald ist die Dose alle. Und wir sind einfach nur fertig. Da kommt jemand, der Englisch spricht und uns sein Guesthouse anbietet. Schnell schnell will er, dass wir zusagen. Der Preis geht einigermaßen. Die Besichtigung ergibt, dass es ganz ordentlich ist. WIFi gibt es auch. Nur der Mann nervt!!! Mr.Lissen. Ständig sagt er fordernd: "Listen!", also " Höre!!" Dann erklärt er, dass der Staub vom Hof auf keinen Fall Berührung mit dem Innenleben des Hauses bekommen darf. Unsere Fahrradtaschen sollen wir abwaschen. Ich denke an die arme Frau des nervigen Mannes und übernehme das Saubermachen. Rolf ist einfach nur noch total fertig. Nerven. Rücken vom vielen Schrauben. Aber als Lissen mich dann noch auffordert, das Schmutzwasser wegzutragen, bin ich bedient. Wo bleibt Freundlichkeit, Gastfreundschaft? Die gibt es bei Lissen nicht. Schnell das Geld her, kaum sind wir da, sollen wir auch bezahlen.
Rolf, 29.07.2015
Am anderen Morgen geht es mir wieder gut und wir können ans Weiterfahren denken. Nachdem wir Wasser und Lebensmittel eingekauft haben radeln wir weiter, Richtung Südwesten, wollen nach Kisik Oi, im Suusamir Tal. Eine , so sagt der Reiseführer, verlassene Gegend mit einer herrlichen Schlucht.
Zunächst verläuft die Straße, die wohl neu gebaut werden soll wunderbar eben auf herrlichem gut fahrbarem Belag bis Aral. Wir genießen es uns wieder treiben zu lassen, keine Reifenpanne, pures Radvergnügen. Rechts neben uns ein reißender Fluss, schön anzusehen, was wollen wir mehr. Eine kleine Pause am Fluss, mit badenden Kindern. Nette Jungs, die uns um Chips anhaun und die uns von giftigen Flussschlangen erzählen. Aber weiter gehts bis Aral und dann rechts ab ins Suusamir Tal. Die Straße verläuft den Berg hinauf, in leichter Steigung, aber bei großer Hitze. Der Straßenbelag nimmt nun auch wieder den alt gewohnten, holprigen Belag an, der das Fahren nicht zum Vergnügen macht. So beschließen wir heute mal früher unser Nachtquartier zu suchen und erspähen eine Wiese am Fluss. Wir fragen einen Bauern (ach ist das schön dass Thea sich in Russsisch verständigen kann) und schon können wir unser Zelt aufstellen. Der Fluss ist kalt, lädt aber zum baden ein. Ich hole den Benzinkocher heraus und wir bruzzeln uns einen guten kirgisischen Pulverkaffee. Der Bauer kommt, um nach uns zu sehen und wir laden ihn zu Kaffee und ein wenig Süßem ein. Ein kleiner Plausch über das Leben in Kirgistan und das in Europa und schon verschwindet er wieder. Einen so herrlichen Zeltplatz für umsonst, hatten wir bislang noch nicht. Reisen is was Schönes.
Kyssik Oi (KO) ist ein kleines Dorf mit vielen (ca. 10/15 ) Touristen und noch ein paar Dorfbewohnern. Es gibt sehr gute Ferienwohnungen, die mit „modern Toilette“ werben. Die Kosten für eine Wohnung mit 1-2 Zimmern betragen ca. 20.- Euro für zwei Personen, darin enthalten ist Frühstück und Abendessen. Wir wollen jedoch am nahen Fluss zelten. Bevor wir uns entspannen, vereinbaren wir noch eine 3 Tagestour in die Berge mit Pferden und einem Führer. Morgen um 9 Uhr solls gleich los gehen. Für 3 Pferde, Führer und 3Tage Essen in der Yurte, zahlen wir 170 Euro.
Unser Zeltplatz am Fluss ist leider etwas vermüllt, wir räumen aber ein wenig auf und machen erst mal Mittagsschlaf. Danach gibt’s Kaffee vom Benzinkocher und eine kurze Unterhaltung mit einem Studenten, der seine Semesterferien Zuhause verbringt. Wir kaufen noch für unser Abendessen und die kommende Unternehmung ein und müssen fest stellen, dass es zwar 6 Läden gibt, die Auswahl an Verkochbarem beschränkt sich auf Dosenfisch, Nudeln oder Reis und Tomatensoße. Fleisch gibt’s aus der Gefriertruhe. Das hilft uns aber leider nicht weiter, da es erst am anderem Tag auftaut. Also gibt’s heute zum Abendessen Nudeln mit Fisch. Ein Restaurant gibt es in KO nicht. Für die Tour kaufen wir Dosenfisch und Kekse, dazu noch ein paar Sonnenblumenriegel. Das sieht man erst, wie gut es uns in Deutschland geht. Auch aus diesem Grund reisen wir gerne, man kann sagen, um mal wieder auf den Boden der Realität zu landen. Dennoch sind die Menschen hier fröhlich und lieben ihr Land und ihre Berge.
Pferdetour zur Jurte
Pferdetour zum kleinen Fischsee auf 3200m. Und immer wieder Blütenpracht.
2 Schäfchen- ein Fest!
Nun mit dem Taxi nach Bishkek. Fahrrad fahren hatten wir ja aufgegeben. Von Suusamyr bis zum Pass wieder meist ohne Teer, dann Einmündung in die Hauptstraße. Auf der Verbindung zwischen Osh und Bishkek hätten wir mehr Verkehr erwartet. Bis Kara Balta wäre die Straße mit dem Rad noch gut zu befahren gewesen (wenn man den Anstieg zum Pass nicht scheut...und der Tunnel ist weniger angenehm, da recht eng). Guter Belag und beeindruckende Gebirgslandschaften.
Freitag, 31.Juli 2015
Wir stehen früh auf, kochen uns Tee und Pulverkaffee und treffen uns am CBT um auf unseren Guide zu warten. Im CBT können wir unser Gepäck lassen und nehmen nur das Nötigste mit: „Zelt, Schlafsäcke, Essen, Zahnbürste, Duschgel, Handtuch, Ebookreader“.
Um halb zehn kommt der Führer mit den Pferden. Wir verschnüren unser Gepäck und auf geht’s in die Berge. Ein schönes Gefühl, drei Tage unterwegs zu sein, abgeschieden von der Zivilisation. Reiten ist für uns kein Problem mehr, also können wir in gemütlich die Berge hinauf traben. Zunächst durch den Ort, dann steil bergauf, bis wir auf einer Hochebene, inmitten der herrlichen kirgisischen Berge weiter reiten. Wir können den Bauern zusehen wie sie das Gras mähen. Mit zwei Pferden und einem Balkenmäher hinten dran. KLICKT UNTEN AUF DEN KLEINEN FILM. Wie seit Jahrhunderten. Man hat das Gefühl in den 50igern in Europa zu sein. Die Menschen wirken entspannt und zufrieden. Das erzeugte Heu verkaufen die Bauern oft, hat man uns erzählt. Touristen sehen wir keine. Wir kommen an einem Einödhof vorbei, an dem wir leere Kanister mit nehmen, die an unserem Bestimmungsort mit Kymis (Pferdemilch) gefüllt werden sollen. So schleichen wir in aller Ruhe auf unseren ruhigen braven Gäulen den Berg hinauf. Langsam verschwinden die letzten Häuser und nur noch Landschaft; Berge, teilweise schneebedeckt, Wiesen, aber auch ein Bach an dem Bäume wachsen, ganz wie in den Alpen, nur alles etwas karger. Immer wieder an den Bergrändern Pferde, Kühe und Schafe, keine Zäune, frei umhergehend, während sie grasen. Die letzten Meter sind steil, so erscheint nach 3 Stunden unsere Yurte, an der wir die kommenden 3 Tage leben sollen. Der Ritt war zwar langsam und gemütlich und für Jedermensch machbar, da die Pferde ruhig sind, aber dennoch anstrengend. Wir schlagen jedoch unser Zelt auf und schlafen darin. Die Yurte dient als Esszimmer.
Wir werden mit Nudeln in Butter und Dill bewirtet. Dazu gibt es, wie immer schwarzen Tee. Dill ist in Kirgistan in fast jedem Gericht. Ein kleines Schläfchen nach dem Essen tut gut. Danach versuchen wir uns zu aklimatisieren, die Familie näher kennen zu lernen, die Umgebung zu betrachten, zu verstehen, wie Menschen hier oben auf 2700m Höhe leben. Auf unsere Frage, wo denn die Toilette sei, gibt man uns zu verstehen "überall". Aha, also wenig Privatsphäre. Ebenso ist es mit dem Waschen. Der Bach, der an unserer neuen Übergangsheimat vorbei fließt, dient als Badezimmer. Ein klarer Bach, den wir allerdings mit den Tieren teilen dürfen. Man kann sich gut in ihm waschen und auch der Gang zur Toilette kann hinter einem großen Felsen gut verrichtet werden.
Die Familie, bei der wir wohnen, oder vielmehr auf deren Terrain wir unser Zelt aufgeschlagen haben, besteht aus zwei "älteren" Leuten, 62 und 65 Jahre alt und deren Enkeln, die gerade Ferien haben. In Kirgistan haben die Kinder 3 Monate Ferien am Stück, dafür sonst nicht. Weihnachten, Ostern uns so was gibt es ja nicht. Die Kinder lernen Englisch und russisch und sprechen aber kirgisisch. Kirgistan entwickelt erst wieder ein eigenes Selbstbewusstsein, 25 Jahre nach der Unabhängigkeit von der damaligen Sowjet Union. Dennoch ist eine enge Verbindung zu Russland erkennbar. Viele Kirgisen arbeiten in Russland.
Wir beide machen noch eine kleine Wanderung auf einen Berg, die 3 Stunden in Anspruch nimmt. Beim Abstieg bemerke ich allerdings ein Gefühl von Übelkeit in meinem Magen und kaum sind wir "daheim" muss ich mich schon übergeben. Fühle mich auch gleich erschöpft und kaputt, lege mich ins Zelt und schlafe. Nach 2 Stunden erneut kotzen und so schlafe ich die Nacht durch. Thea verbringt derweilen, bei "Lakman" (eine Art Nudelsuppe mit Fleischeinlage) und Tee ihren Abend mit der Familie. Ihren Erzählungen zufolge wurde das Fleisch in der Suppe, also mehr die Rippchen an denen das Fleisch dran war, derart sauber abgenagt, dass selbst ein Hund vor Neid erblassen würde. Selbst ihren Knochen, den sie wohl, aus Sicht der Kinder, nicht sehr sauber abnagte, wurde von den Kindern noch weiter genagt, bis selbst die letzte Faser Fleisch in deren Magen landete. Am Abend schaute man noch ein wenig DVD bevor man sich zur Ruhe begab. Die Familie verfügt über eine große Solarzelle, chineschischer Bauart um so Strom für diverse Maschinen und den Laptob zu haben. Das sage man, der Kirgise sei nicht modern.
Min ging es am anderen Tag schon wieder ein wenig besser, so dass wir unsere Pferdetour an einen entfernten, einsamen See machen konnten. Wieder ein Ritt auf eine Hochebene in 3200m Höhe bis hin zu dem einsamen See. Wir treffen auf keine Menschen weit und breit. Nur ein Adler kreist über uns und jedem Menge Kühe und Pferde um uns. Die Pferde sind wohl auch im Winter hier oben, sagt uns der Guide. Die Verständigung mit dem Mann läuft überwiegend auf russisch, sein englisch ist unbrauchbar. Aber meine Thea kann ja ganz brauchbar russisch sprechen. Am See ruhen wir uns aus und machen eine kleine Brotzeit, ich nur mit einem Riegel. Nach einem zweistündigen Mittagsschlaf inclusiver Umrundung des kleinen idyllischen Sees, reiten wir auf dem selben Weg, den wir gekommen sind, wieder zurück zur Yurte.
Besch Barmak oder "das große Fressen".
Bereits am Morgen dieses Tages gibt uns der Junge, der zu den Yurtenbesitzern gehört, zu verstehen, er freut sich auf heute Abend, es gibt seine Liebingsspeise. Besch Barmak, heißt fünf Finger. Also ein Gericht, das mit fünf Fingern gegessen wird. Das Essen selber besteht aus Lamm und Nudeln und Kartoffeln. Jedenfalls ist es der Morgen, der uns darauf vorbereitet. Wir pellen uns aus dem Zelt, ich noch leicht schwummrig von meiner Kotzerei am Vortag und da hängen sie. Zwei Lämmer, werden gerade von ihrem Fell befreit. Eins davon ist bereits von seinen Innereien befreit. Die Därme sind geleert und gesäubert, ja sogar schon wieder gefüllt, mit der eigenen Leber und Kartoffeln. Das Ganze wird dann gekocht und sieht am Schluss aus wie eine Wurst. Jetzt verstehen wir wieso heute Nacht die Schafe so unruhig waren. Sie haben wohl gemerkt, dass zwei von ihnen in den Mägen der hiesigen Kirgisen verschwinden, natürlich auch in unseren.
Wir verschwinden in der Zwischenzeit im Gebirge, wie oben erzählt. Als wir gegen Nachmittag zurück kommen, kocht die Bäuerin gerade an den Lämmern herum. Die mitbesitzenden Familien haben einen Teil des Fleisches mitgenommen, der Rest ist für unser aller Abendessen. Zu dem Ganzen gibt es Nudeln, ebenfalls selbst gemacht. Gegen 20 Uhr warten wir noch auf den Alten, der an diesem Tag die Schafe gehütet hat. Er kommt spät, es gab wohl Probleme, die aber gelöst wurden. Waschen ist heute nicht, es geht bald los. Wir sitzen alle, zwei Kinder und fünf Erwachsene um den Tisch herum. Stühle benützt man im Gebirge nicht, aber dafür weiche Unterlagen. Die Bäuerin hantiert ständig am Essen herum und gießt permanent Tee ein. Sie ist total aufmerksam. Es entgeht ihr nicht, wenn eine Teeschale leer ist. Nebenbei rührt sie wieder im Topf, stellt neue "Köstlichkeiten" auf den Tisch, fasst mit einer Hand in die Nudeln, probiert nebenbei und alles ohne Hände waschen und ohne Besteck. Ich bin begeistert, kann aber wegen meiner Magenbeschwerden des Vortages leider nichts essen. Das ist schade, denn Schlachtschüssel und was anderes ist das nicht, mag ich zuhause in Bayern gerne. Diese Schlachtschüssel ist halt nicht mit Schwein sondern mit Lamm, aber genau so Fett. Die Knochen werden auf den Teller geknallt, man lacht und nagt, nagt und nagt, bis der Knochen blank ist. Der Höhepunkt ist das Auge. Es wird mit einer Inbrunst ausgepullt und nun mir gereicht. Leider kann ich nicht. Ich glaube ich hätte es gegessen. Wenn ich wieder hier her komme, dann gehts aber auf. Ich nehme mir dann noch genug Bier uns Schnapps mit und ich passe auf nicht vorher krank zu werden. Kirstan, ich freue mich auf ein Wiedersehn.
Am anderen Tag geht es dann wieder den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Gemächlich den Berg hinab. Unterwegs treffen wir sogar noch andere Touristen, Israelis und Franzosen. Würde mich interessieren, wie es denen ergangen hat. Leider werden wir es nie erfahren. Unten angekommen, bringt unser Guide die Pferde in ihren Stall und kommt eine Stunde später, um uns mit seinem 30 Jahre alten Lada nach Suusamir zu bringen. Die Fahrt ist gigantisch, knappe 50km auf Holperpiste, die der Lada überlebt. Kaum zu glauben. Wieviele Kilometer dieser Lada drauf hat weiß unser Fahrer nicht, die Tacho geht schon lange nicht mehr. Das ist halt auch Kirgistan, alles nicht so wichtig, Hauptsache es funktioniert. Ich liebe diese Menschen.
In dem Ort vor Suusamir, der Provinzhauptstadt, wollen wir uns noch das Grab und das Museum von dem 1956 verstorbenen kirgisischen Riesen anschauen. Ein Mann, der eine Größe von 2,30m erreichte und schwere Steine heben konnte. Na, ja, muss man nicht sehen. Das Museum war geschlossen, das Grab kurz vorm Zusammenbruch. Hier war in den Siebzigern ein Erdbeben bei dem aber ein Großteil der Häuser verschont blieb und keine Menschenopfer zu beklagen waren.
In Suusamir finden wir bald eine Art Pension, in der wir für ca 20 Euro inclusive Abendessen und Frühstück nächtigen und essen können. Liebe Leute, sehr belesen, wie wir an der Bücherwand in unserem Zimmer sehen können. Wir essen zusammen mit den Wirtsleuten zu Abend und unterhalten uns gut. Sogar ich finde die ein- oder anderen russischen Worte und da ist eine wunderbare freundliche Nähe, die ich zu unserem "Herbergsvater" spüre. Er ist hauptberuflich so eine Art Verwaltungsbeamter der Stadt Suusamir. Wir sehen ihn am nächsten Tag mit Anzug und Krawatte und dem für Kirgistan üblichen Hut, die Aktentasche unter dem Arm, zur Arbeit gehen. Wir verabschieden uns noch und begeben uns auf die Suche nach einem Taxi. Bevor wir gehen, kommt gerade eine junge französische Touristin, die per Anhalter unterwegs ist und kein Wort russisch spricht, ganz schön mutig. Wir empfehlen ihr unsere Unterkunft, wohl wissend, dass sie dort gut aufgehoben ist.
Ein Taxi finden wir nicht all zu schnell, da die Preisverhandlungen nicht so einfach waren. Der erste Taxifahrer wollte für die 80km über den Pass zur nächsten Provinzhauptstadt 25 Euro haben, das war uns zu viel. So stellten wir uns auf die Straße, fanden gleich einen jungen Mann, der uns sogar die 160 km bis Bishkek brachte und das ganze für 30 Euro.
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Hans (Donnerstag, 13 August 2015 20:16)
Danke für die Reisebeschreibung und die schönen Bilder. Man konnte richtig gut eintauchen und bei der Beschreibung der Straßenverhältnisse und der Steigung auch 'ne Schweißperle verlieren. Liebe Grüße an Euch Doro und Rolf!